Variationen über das Phänomen Trümmerfrauen
Andrea Gawaz
Andrea Hanning
Uta Krüger-Naumann
Francis Mesenhöller
Annedore Richter
Helga Vissers
Vernissage: Samstag, 23. April 2016, 17.00 Uhr
im KunstPalais Badenweiler
Einführende Worte: Trutz Bieck, Köln
Musik: Hanna Walther, Köln
Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Ausstellungsdauer:
Samstag, 23. April bis Sonntag, 22. Mai 2016
Öffnungszeiten: Do., Fr., Sa. 14.00 bis 17.00 Uhr,
So. 11.00 bis 17.00 Uhr
"Aus der Spur" - eine konzeptionelle Ausstellung über das Phänomen "Trümmerfrau" im KunstPalais Badenweiler
Die Ausstellung über den Themenkomplex „Trümmerfrauen“ wird im KunstPalais Badenweiler ab dem 23. April bereits zum dritten Mal gezeigt, nach der Premiere im "Torhaus" in Münster 2011 und im "Frauenmuseum" in Bonn 2015.
Die Ausstellung „Aus der Spur“ präsentiert sich als Konzentrat künstlerischer (Rück-) Besinnung auf die Bedingungen und Auswirkungen der Leben und des Wirkens von Trümmerfrauen. Die sechs ausstellenden Künstlerinnen begnügen sich nicht damit, das Leben der Trümmerfrauen nachzuzeichnen, sondern entwickeln auf der Grundlage ihres kollektiven Austausches, systematischer Nachforschungen und generationsübergreifender Kommunikation eine eigene ästhetische Sprache, die neue Bilder und ein erweitertes Verständnis vom Phänomen „Trümmerfrau“ zulassen. Die „Trümmerfrau“ wird nicht notgedrungen epochenspezifisch bearbeitet, sondern auch zeitübergreifend. Somit begibt sich diese Ausstellung in anderes Fahrwasser als der aktuelle Diskurs, ausgelöst vom Erscheinen des Buches der Historikerin Leonie Treber "Mythos Trümmerfrauen", welches das altgediente Bild von Frauenhänden, die maßgeblich am Wiederaufbau Deutschlands beteiligt waren, ziemlich ins Wanken gebracht hat. Allen Ausstellungsstücken ist gemein, dass sie über den sprachlich-inhaltlichen Horizont der politischen und gesellschaftlichen Diskussion hinauswirken.
Die sechs Künstlerinnen des Projektkollektivs "Aus der Spur" bespielen diesen Themenkomplex aus künstlerisch-ästhetischer Sicht, vornehmlich als Installation oder Objektkunst, aber es sind auch malerische Beiträge oder Videokunst zu sehen. Andrea Hanning ersetzt auf Baustellenschildern die Schaufelmänner durch Schaufelfrauen, als subversive Befragung der Vor- und Nachteile der gegebenen Geschlechterzuschreibungen. In ihrer Bodeninstallation lässt Uta Krüger-Naumann eine Schokoladenpanzerkolonne in den Schlitz einer Kittelschürze fahren, mit überraschendem Ergebnis. Annedore Richter präsentiert einen Schaukasten aufgespießter Schmetterlinge, die aus Patronenhülsen und Kittelschürzenstoff bestehen. Ihre Schmetterlingssammlung verfällt zunehmend und scheint in Vergessenheit geraten zu sein, ebenso wie der gesellschaftliche Kontext ihrer Entstehung und die mit ihnen verbundenen „Trümmer der Vergangenheit“. Die Diskrepanz zwischen emanzipatorischem Anspruch und historischer Wirklichkeit thematisiert Francis Mesenhöller in ihrer Installation mit einem Nähkästchen, von unzähligen großen Nägeln vernagelt und damit unbrauchbar gemacht. Die herausquellenden Garne und Fäden erzählen ihre eigene Geschichte. Einen ähnlichen Bezug findet man in dem prall gefüllten Kartoffelsack von Helga Vissers, der seine Kartoffeln durch den Druck der ihn einschnürenden güldenen Corsage "erbricht". In ihrer Videoinszenierung "Weil Du eine Frau bist" illustriert Andrea Gawaz ihr eigens für die Ausstellung verfasstes Gedicht mit einer Kamerafahrt über den blanken Marmorkörper der Aphrodite, unerträglich nah.
Die Ausstellung umfasst insgesamt 29 Werke der sechs Künstlerinnen, die im Münsterland und im Markgräflerland ansässig sind.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Text:Trutz Bieck